Sprache auswählen

Die Fünfte im Wetterpech

Ob die Läuferinnen und Läufer während der „Tektonischen“ viel Zeit für das Weltkulturerbe der Sardona-Arena übrig hatten, war von Beginn weg fraglich. Zwar sind weltweit vergleichbare Erdverwerfungen rar, doch mit Blick auf persönliche Laufzeiten und Wetterkapriolen war heute wohl eher Tempo machen angesagt, statt gemächliches OL-Laufen.

Zudem bot sich rund um das Berghaus Nagens eine perfekte Infrastruktur. Obwohl diese bereits dem gestrigen Lauf diente, war viel Arbeit und ein koordiniertes Vorgehen der verantwortlichen OLK-Gruppe Piz Hasi nötig. Nur dank dem Planungs-Start vor gut zwei Jahren und einer durchdachten Logistik gelang es stets, wettkampftaugliche Voraussetzungen zu schaffen.

Die Crew besichtigte mehrmals die Etappenorte, um das notwendige Material im zentralen SOW-Lager in Goldau bereitzustellen und anschliessend regional in Flims zu stapeln: Ein Duzend Zelte, grosse Mengen Hilfsmaterial, Powerstationen, schwere Getränke-Paletten, Absperr- und Sanitätsmaterial, zahllose Kisten, Schachteln, Spielwaren oder Abfallsäcke sowie zusätzlich angeforderte Utensilien. Auch die gesamte Elektronik für Zeitmessung, Speaker und Sound musste rechtzeitig im WKZ eintreffen. Sogar ein veritabler Spiegel für das Merchandising stand während allen Etappen zur Verfügung. All dies wurde täglich mit Lastwagen und Kleintransporten verschoben.

Der Aufbau vor Ort startete normalerweise frühmorgens um sechs. Dass noch Zivilschützer aus der Region mithelfen konnten, war auf deren Einsatz an der OL-Weltmeisterschaft zurückzuführen. Ebenfalls sehr hilfsbereit waren die Männer der Bergbahnen. Ohne ihr Engagement wären vier alpine Etappen der SOW 2023 überhaupt nicht möglich gewesen. Auch die von der Lieferfirma bereitgestellten und täglich gereinigten Toi Toi Kabinen fanden Anklang.

Gegen zehn Uhr am Vormittag die unangenehme Nachricht: Absage aller Läufe! Wegen Nebel, Eisregen und Sturm war nicht mehr an faire Wettbewerbe zu denken. Am Ziel trafen schlotternde, zum Teil unterkühlte Läuferrinnen und Läufer ein. Ein richtiger Entscheid!

Dazu einige Zahlen: Um für rund 3‘000 Leute auf 2‘000 Höhenmetern eine Infrastruktur zu erstellen, waren tausende Helferstunden nötig. Das Zeitfenster für die Absage „Der Tektonischen“ dauerte jedoch nur Minuten. Die Verschiebung der Kontinental-Platten im Sardona-Gebiet findet seit rund 200 Millionen Jahren statt.

Was heisst das schon gegenüber den x-Milliarden digitalen Signalen, die per iPhones und anderen Geräten den Laufabbruch von heute kommentierten …?

Text: Oskar Schiess

Fotos: Urban Engel

Hauptsponsor